Werdende Mütter wollen nicht mehr in sterile Kliniken Dorothea Heidorn errichtete in Rödgen ein privates Entbindungsheim Büdingen/Gießen-Rödgen (ha). Seit Sommer dieses Jahres gibt es im Gießener Stadtteil Rödgen die Möglichkeit, Schwangerschaft, Entbindung und Wochenbett in streßfreier ruhiger Umgebung zu erfahren und das mit persönlicher Betreuung von der Geburtvorbereitung bis zur Nachsorge zu Hause. Gestalterin und Leiterin dieses Entbindungsheimes ist die mehrere Jahre im Wetteraukreis frei praktizierende und sicher noch allseits bekannte Hebamme Dorothea Heidorn. Sie leitete Kurse der Geburtsvorbereitung und führte 1976 am Büdinger Mathilden-Hospital das Rooming-in ein, als große Krankenhäuser noch gar nichts davon wußten. Das neue Entbindungsheim mit Betten ist in einem völlig neu renovierten denkmalgeschützten Anwesen mit anheimeIndem großen Innenhof und parkähnlichem Garten eingerichtet worden. Die Schwerpunkte der neuen Konzeption sind Leitung des Hauses und Betreuung der Schwangeren durch eine erfahrene Hebamme (Niederlassungserlaubnis) und drei Frauenärzte, Kurse für Geburtsvorbereitung in einem gut ausgestatteten Gruppenraum dienstags und mittwochs ab 18 Uhr - auf Wunsch auch zu anderen Zeiten und intensive persönliche Betreuung durch ein festes Team von Frauenärzten und Hebamme ermöglicht es, Geburtsrisiken rechtzeitig zu erkennen. Das Team sieht die Geburt in erster Linie als "etwas Normales, Natürliches an. Geburtshilfe soll so wenig eingreifend wie möglich sein, um der Natur unter fachlicher Kontrolle durch Arzt und Hebamme ihren Lauf zu lassen", so Dorothea Heidorn wörtlich. Sie will auch darauf hin, daß im gleichen Maße wie sich der medizinisch-technische Aufwand für die pathologische Geburtshilfe verbessert und vor allem verteuert habe, die Besinnung auf die normale Geburt zu kurz gekommen ist. Über Jahrzehnte hinweg sei durch ein stark naturwissenschaftlich und technisch geprägtes Verständnis der Medizin der Einsatz von Apparaten und oft angsteinflößender Technik zu sehr in den Mittelpunkt der Geburtshilfe gerückt worden, so daß Geburtshilfe dadurch eher behindert worden sei. Um jedoch verantwortungsbewußte und sichere Geburtshilfe leisten zu können, ist heute eine Ausstattung mit allerneuesten medizinischen Geräten notwendig. "Denn die Sicherheit von Mutter und Kind muß Vorrang haben", so die Hebamme wörtlich. Für Risikogeburten, wie Kaiserschnitt, ist das Entbindungsheim nicht zuständig. Diese gehören in den Bereich der hierfür bestens vorbereiteten Kliniken und Krankenhäuser in nächster Nähe des Entbindungsheims. Dieses versteht sich somit als Teil des Gesamtsystems unserer heutigen Gesundheitsversorgung. Besonderen Wert legt man darauf, während der Geburtsvorbereitung und vor allem während der Entbindung, deren Kosten alle Krankenkassen voll tragen - wie auch die Nachsorge, auf die Bedürfuisse, Wünsche und Vorstellungen der Frauen einzugehen. Durch größtmögliche Selbstbestimmung und Verständnis der körperlich-seelischen Vorgänge kann die Geburt wieder zu einem natürlichen Vorgang werden. Nach der Geburt - auf Wunsch auch ambulant - sollen die Mütter entscheiden können, ob sie mit dem Neugeborenen zusammen sein wollen (Rooming-in). Unter Anleitung der Hebamme und der Ärzte lernen die Mütter, ihre Babys zu pflegen, zu ernähren und ihre Bedürfnisse und Verhaltensweisen zu verstehen. Es werden dann auch Kurse für Rückbildungsgymnastik angeboten. Telefonisch ist das Entbindungsheim unter der Ruf-Nummer 0641/42221 zu erreichen. Kreis-Anzeiger, 23.10.1985, S. 14