Leider totes Kind
Zu unserer Berichterstattung über das Rödgener Entbindungsheim:
Daß die Krankenkassen die Entbindungen im Entbindungsheim bezahlen, ist meiner Meinung nach mehr als genug. Ich bin selber Kinderkrankenschwester und hatte auch mal den Traum von der "bewußten Geburt", den ich aber schnell ausgeträumt hatte, nachdem ich 1984 nach komplikationsloser Schwangerschaft und termingerecht in das ev. Haus ging, wo diese tolle Geburt lauthals angepriesen wird. Es war eine mir schon gut bekannte Hebamme zugegen, die nach einem plötzlichen Geburtsstillstand völlig überfordert war und auch keinen Arzt zu Hilfe holte. Das Ergebnis war ein gesundes aber leider totes Kind.
Der Zusammenarbeit von Hebamme und Arzt und der guten Überwachung in der Uni-Klinik verdanke ich es, daß ich später, auch ohne jeglichen Streß oder Hektik, also in aller Ruhe, zwei quicklebendige Kinder bekam.
Nichts gegen die Ausbildung der Hebammen, aber die Erfahrung, auch später, hat gezeigt, daß ein Arzt im Hintergrund, auch bei einer "normalen Entbindung", unerläßlich ist.
Da dies ja wohl nicht der Fall ist in dem Entbindungsheim, würde ich einen Ausgang der Gerichtsverhandlung zugunsten von Familie Heidorn sehr bedauern.
Iris Kraft
Philosophenstraße 7
6300 Gießen
Gießener Anzeiger, 10.08.1987